Liebe (ein paar Fakten) | Von der Liebe




Von Christian Wolf (Autor) unter der Betreuung von Prof. Dr. Inga Neumann:

Verliebtsein entfacht im Gehirn ein chemisches Feuerwerk. Und auch wenn sich später der Sturm der Gefühle legt, spielen Hormone eine wichtige Rolle. Ist damit schon alles über eines der großen Mysterien in unserem Leben gesagt

Das Wichtigste in Kürze


Evolutionspsychologischen Theorien zufolge ist Liebe ein Trick der Evolution, um das menschliche Überleben zu sichern.


Im Gehirn regt sich beim Anblick des Geliebten vor allem das Belohnungssystem. Areale, die für rationales Denken und dem Einschätzen anderer Menschen zuständig sind, fahren ihre Aktivität nach unten.


In der frühen Phase der Liebe spielt vor allem der Botenstoff Dopamin eine große Rolle und sorgt für den Rausch der Gefühle. In späteren Phasen von Beziehungen bestärkt möglicherweise das Hormon Oxytocin die Bindung zwischen den Partnern.


Ob sich Liebe wirklich auf die Neurochemie im Gehirn reduzieren lässt, ist umstritten. In vielem steht die Neurowissenschaft der Liebe erst am Anfang. Bisher jedenfalls lässt sich die Komplexität der Liebe nicht im Labor abbilden.


Jungbrunnen für Gehirn

2005 erforschten italienische Wissenschaftler um den Mediziner Enzo Emanuele von der University of Pavia den so genannten Nervenwachstumsfaktor bei verschiedenen Probanden. Das Protein ist unerlässlich dafür, dass das Gehirn „jung“ bleibt, erforderlich für das Leben von Neuronen und das Wachstum von Dendriten. Die Forscher untersuchten 58 Menschen, die frisch verliebt waren, und verglichen sie mit Versuchspersonen, die nicht verliebt waren und mit solchen, die schon lange in einer Beziehung steckten. Die Konzentration des Nervenwachstumsfaktors im Blutplasma der frisch Verliebten war höher als die der Kontrollgruppen. Wie die Forscher vermuteten, könnte das mit dem Gefühl der Euphorie des Verliebtseins in Zusammenhang stehen.


Von wegen Mars und Venus


Es mag zunächst verblüffen: Verliebt man sich, fällt beim Mann der Testosteronspiegel zunächst, und bei der Frau geht er nach oben. Das fanden die Psychiaterin Donatella Marazziti und der Endokrinologe Domenico Canale von der University of Pisa 2004 heraus. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass sich die Geschlechter in dieser Phase vom Verhalten her angleichen, glauben die Forscher.


Der wissenschaftliche Blick auf die romantische Liebe ist ein nüchterner und nicht selten auch ernüchternd: Das Gefühl, das bei frisch Verliebten Schmetterlinge im Bauch flattern lässt, ist in seinen Augen lediglich das Ergebnis eines geschickt gemixten Hormoncocktails. Die intime Liebe zwischen zwei Menschen – bloß eine evolutionär nützliche Illusion, um die Fortpflanzung zu sichern. Doch wie viel weiß die Wissenschaft tatsächlich von der mächtigsten Kraft in unserem Leben?

Glaubt man der evolutionären Psychologie, hat die Natur mit der Erfindung der romantischen Liebe tief in die Trickkiste gegriffen, um das Überleben der Spezies Mensch zu sichern. Als deren Gehirn im Laufe der Entwicklungsgeschichte immer größer wurde, war der Nachwuchs immer länger auf die Pflege seiner Eltern angewiesen. Daher seien Liebe und die Paarbeziehung praktische Einrichtungen der Evolution, damit beide Eltern die Sprösslinge für eine lange Zeit unter ihre Fittiche nehmen. So argumentieren etwa die Psychologen Lorne Campbell von der University of Western Ontario und Bruce Ellis von der University of Canterbury im „Handbook of Evolutionary Psychology“.

Allerdings finden solche Erklärungsmuster immer wieder Kritiker. „Ich bin ein wenig skeptisch gegenüber evolutionspsychologischen Ansätzen“, sagt etwa die Biopsychologin Beate Ditzen von der Universität Zürich. Denn man könne nur die biologische und psychologische Situation untersuchen, wie sie heute ist. „Wir sehen also nur das Endprodukt. Dann aber herzuleiten, wie es zu diesen biologischen und psychologischen Mechanismen gekommen ist, halte ich für wissenschaftstheoretisch heikel, weil wir keine Alternativhypothese prüfen können.“

Liebe ist keine Herzensangelegenheit

Das wissenschaftliche Sezieren der Liebe steht in vielem noch am Anfang. Doch eine Sichtweise hat sich schon jetzt radikal geändert: Liebe ist nur noch in der Kunst und in unserem subjektivem Erleben eine Angelegenheit des Herzens. Denn mittlerweile haben Forscher das Gehirn als eigentlichen Ort des romantischen Geschehens ausgemacht.

Pionierarbeit auf diesem Gebiet leisteten 2000 die Neurowissenschaftler Semir Zeki vom University College London und Andreas Bartels, heute am Max-​Planck-​Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen. Sie nahmen per funktioneller Magnetresonanztomografie das Gehirn von 17 Probanden unter die Lupe. Einmal zeigten sie den schwer Verliebten Bilder ihrer Partner und ein andermal Fotos von Freunden. Wie sich zeigte, sprang beim Anblick des innig geliebten Menschen vor allem das limbische Belohnungssystem an. (Triebfedern des Tuns)

Gleichzeitig fuhren aber auch manche Areale ihre Tätigkeit nach unten, etwa der präfrontale Cortex Er ist für rationale Entscheidungen wichtig. Außerdem drosselte ein Netzwerk um die temporo-​parietale Kreuzung seine Aktivität. Es ist normalerweise dafür zuständig, andere Menschen sozial einzuschätzen. Einige Hirnforscher sehen darin eine Bestätigung für die alltägliche Erfahrung, dass Liebende oft kopflos handeln. Und auch Bartels und Zeki vermuteten in ihren Ergebnissen eine mögliche neurobiologische Erklärung, warum Liebe blind macht.

Das klingt zunächst einmal einleuchtend. Das Problem dabei ist nur: Von den Aktivierungsmustern im Gehirn darauf zu schließen, was psychologisch im Kopf eines Menschen abläuft, ist wissenschaftlich heikel. Das betonte 2003 ein Team um den Psychologen John Cacioppo von der University of Chicago in einer Übersichtsarbeit zum Vorgehen in den sozialen Neurowissenschaften. Trotz solcher Bedenken geht die Deutung von Hirnaktivitäten bis heute munter weiter.

Liebe als Sucht?

2012 trug die Neurowissenschaftlerin Stephanie Cacioppo von der Universität Genf gemeinsam mit Kollegen die Funde der Hirnforschung zur romantischen Liebe zusammen. Das Ergebnis: Leidenschaftliche Liebe entfacht Hirnareale, die mit Euphorie, Belohnung und Motivation in Verbindung gebracht werden. Da sich diese Regionen auch unter dem Einfluss von Opiaten oder Kokain regen, ist für viele Forscher klar, dass sich Liebe und Sucht wohl gar nicht so unähnlich sind. Der Psychologe Jim Pfaus von der Concordia University formuliert es so: „Liebe ist eigentlich eine Gewohnheit, die sich aus sexuellem Begehren ergibt, da Begehren belohnt wird. Es funktioniert in der gleichen Weise im Gehirn, wie wenn Menschen von Drogen abhängig werden.“

Der Blick auf die Hormone scheint ihm Recht zu geben. Gerade in der prickelnden Phase des Verliebtseins überschwemmt der Botenstoff Dopamin das Gehirn. Ausgeschüttet vom Hypothalamus, der wichtigsten Hormonquelle des Gehirns, wirkt Dopamin vor allem im bereits erwähnten limbischen System. Im Volksmund gilt der Botenstoff bereits als Glückshormon. Und er spielt tatsächlich nicht nur bei Belohnungen im Gehirn und bei Euphorie eine Rolle, sondern auch bei Sucht. (Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/)

Von Tanja Krämer (Autorin) unter der wissenschaftlichen Betreuung von Prof. Dr. Ute Habel: 

Wer verliebt ist, für den steht die Welt Kopf. Wie sehr die Liebe unser Empfinden beeinflusst, erforschen auch Neurobiologen und Anthropologen. Sie fanden heraus, dass Liebe nicht nur blind macht, sondern auch süchtig. Und das mit gutem Grund.

Das Wichtigste in Kürze


Neurowissenschaftler glauben, dass man Liebe mit einer Sucht vergleichen kann. Im Körper und im Gehirn von Verliebten laufen zumindest ähnliche Prozesse ab.


Auch der Schmerz eines Menschen, der verlassen wird, sei durchaus mit Entzugssymptomen zu vergleichen.


Der Neurotransmitter Dopamin und die Hormone Vasopressin und Oxytocin werden bei Verliebten vermehrt ausgeschüttet.


Beim Anblick eines geliebten Menschen ist das Belohnungssystem besonders aktiv. Areale, die für Angst oder kritische Bewertungen zuständig sind, weisen dagegen eine verminderte Aktivität auf.


Erforschung der Liebe

In 170 Gesellschaften haben Forscher das Gefühl der Liebe nachgewiesen, bislang ist keine Bevölkerungsgruppe bekannt, welche die Emotion nicht kennt. Trotzdem war die Liebe bis in die 60er Jahre hinein kein Gegenstand empirischer Forschung: Die Beschäftigung mit dem Thema galt als unseriös. Erst 1957 wagte sich der Psychologe Harry Harlow an die Liebe heran – allerdings mit umstrittenen Experimenten. Er ließ junge Rhesusaffen ohne Mutter aufwachsen – und wies nach, dass das Fehlen einer Mutter-Bindung zu starken Verhaltensauffälligkeiten führt. Auch die Rolle des Bindungshormons Oxytocin wurde in Tierstudien nachgewiesen. Bevorzugtes Studienobjekt ist die Wühlmaus: Während amerikanische Präriewühlmäuse sehr gesellig sind und in festen monogamen Beziehungen leben, sind ihre Verwandten, die Gebirgswühlmäuse, äußerst ungesellig, haben aber zahlreiche Geschlechtspartner. Die Unterschiede im Verhalten der Tiere sind auf einer unterschiedlichen Anzahl an Rezeptoren für die Bindungshormone Oxytocin und Vasopressin begründet – und lassen sich durch die Gabe der Hormone manipulieren.


Das Herz rast, das Zeitgefühl schwindet und die Gedanken kreisen nur noch um die eine Person – wenn wir verliebt sind, steht die Welt Kopf. „Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit“, soll schon Platon gesagt haben. Die Anthropologin Helen Fisher von der Rutgers Universität in New Jersey, eine der bekanntesten Forscherinnen auf dem Gebiet der Liebe, formuliert es versöhnlicher: „Romantische Liebe ist eines der mächtigsten Gefühle auf dieser Welt.“

Doch was passiert eigentlich mit uns, wenn wir uns verlieben? Eine Antwort auf diese Frage suchen Forscher wie Fisher seit einigen Jahren, indem sie die Hirnaktivitäten von verliebten Studienteilnehmern untersuchen. So schickten die Neurobiologen Andreas Bartels und Semir Zeki vom University College London im Jahr 2000 17 frisch Verliebte in einen Kernspintomographen und maßen deren Hirnaktivität, während sich die Probanden Fotos von der geliebten Person und von Freunden ansahen.

Liebe macht tatsächlich blind

Die Resultate waren verblüffend: Sahen die Probanden Bilder der geliebten Person, waren andere Areale aktiv als bei einem Blick auf ihre Freunde. Besonders interessant war die Aktivität von Hippocampus, Nucleus caudatum, Putamen und Nucleus accumbens Die Hirnareale spielen im Belohnungssystem des Gehirns eine wichtige Rolle.

Hirnregionen jedoch, die für die Wahrnehmung von Angst zuständig sind oder für die kritische Bewertung anderer, waren beim Anblick der geliebten Person weniger durchblutet als üblich. „Es ist nicht verwunderlich, dass wir häufig überrascht sind von der Partnerwahl, die andere treffen, und uns fragen, ob sie den Verstand verloren haben“, schreibt Zeki. „Tatsächlich haben sie das. Liebe ist oft irrational, weil rationale Entscheidungen ausgesetzt oder nicht mehr mit der üblichen Strenge angewandt werden.“ Möglicherweise macht Liebe ja tatsächlich blind.

Süchtig nach Liebe

Schuld an der veränderten Wahrnehmung des Geliebten ist auch ein ganz besonderer Cocktail aus Hormonen und Neurotransmittern, die bei Verliebten im Gehirn ausgeschüttet werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Dopamin. Der Neurotransmitter, den viele als das „Glückshormon“ kennen, sorgt für ein gutes Gefühl und wird mit Belohnung, Euphorie, aber auch Suchterkrankungen assoziiert. Tatsächlich stellten Zeki und Bartels bei ihren Studien fest, dass Verliebte oder Liebende im Gehirn ähnlich auf die Bilder ihrer Liebsten reagieren wie Kokainsüchtige oder Alkoholkranke auf ein Bild ihrer Droge. „Wenn man die Daten interpretiert, kann man die Liebe durchaus mit einer Obsession oder Sucht vergleichen“, sagt Andreas Bartels, der heute am Centrum für Integrative Neurowissenschaften der Universität Tübingen arbeitet.

Wie Süchtige auf Entzug reagieren nach Ansicht von Helen Fisher übrigens auch Liebende, wenn sie verlassen werden: Sie durchleiden Schmerzen, werden depressiv und versuchen intensiv, den geliebten Partner zurückzugewinnen. Denn auch bei Liebenden, die verlassen wurden, ist das Belohnungszentrum noch immer aktiv, wie Fisher kürzlich an Hirnscans von verlassenen Partnern nachweisen konnte: „Das Belohnungssystem für Begehren, für Wünsche wird aktiver, wenn wir nicht bekommen, was wir wollen“, sagt Fisher.

Hormone fördern soziales Lernen

Neben dem Dopamin spielen jedoch noch zwei weitere Hormone eine wichtige Rolle: Vasopressin und Oxytocin werden bei Verliebten ebenfalls verstärkt ausgeschüttet. Beide gelten als Bindungs-​Hormone. Vasopressin ist in dieser Funktion bislang hauptsächlich bei Tieren untersucht worden. Dort wird ein Zusammenhang mit der Bindungsfähigkeit bei Männchen vermutet.

Besser verstanden ist bereits die Funktion von Oxytocin. Das Hormon mindert Angst und Stress und trägt dazu bei, dass wir anderen Menschen vertrauen. Außerdem sorgt es für die innige Nähe von Eltern und Kindern und ist verantwortlich für die Bindung von Paaren. Es wird verstärkt ausgeschüttet, wenn Mütter ihre Kinder stillen, wenn wir angenehme Berührungen oder einen Orgasmus erleben – oder in die Augen eines geliebten Menschen schauen. „Man geht davon aus, dass Oxytocin eine gewisse Lernfähigkeit auslöst, die aber spezifisch ist auf soziales Lernen“, erklärt Bartels. Dabei gebe es ein enges Zusammenspiel mit dem Glückshormon Dopamin: „Das Kind oder der Partner wird positiv assoziiert, löst im Gehirn eine Belohnung aus und man bindet sich an das Individuum.“

Nach welchen Kriterien wir aber die Menschen auswählen, in die wir uns verlieben, konnten die Wissenschaftler bislang noch nicht klären. Sicher ist nur: Romantische Liebe ist ein grundlegender biologischer Mechanismus, der uns hilft, langfristige Partnerschaften einzugehen und unsere Kinder groß zu ziehen. „Liebe ist ein Bedürfnis, ein Drang wie Hunger oder Durst“, sagt Helen Fisher. „Es ist unmöglich, sie auszumerzen.“

Die Liebe – reduziert auf evolutionäre Aufgaben, Hormonschübe und Hirnaktivitäten: Entzaubern die Forscher mit ihren Studien etwa das schönste Gefühl auf der Erde? Andreas Bartels zumindest glaubt weiterhin an die Magie der Liebe: „Die Empfindung wird nicht dadurch beeinträchtigt, dass man weiß, wie sie entsteht“, sagt er. „Uns würde auch ein Picasso-​Werk nicht weniger faszinieren, wenn wir sehen würden, wie er es gemalt hat.“ (Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/)

Wieder von Christian Wolf (Autor) unter der Betreuung von Prof. Dr. Inga Neumann:

Liebe – eine Obsession?

Während der Dopaminspiegel im Rausch der Gefühle zunimmt, nimmt ein anderer Botenstoff ab: Serotonin. Der Serotoninpegel von Verliebten ähnelt denen von Menschen mit einer Zwangsstörung, ergaben erste Untersuchungen. Nicht nur der Hirnforscher Semir Zeki behauptet daher: „Liebe ist am Ende eine Form von Obsession.“ In frühen Stadien lähme sie im Allgemeinen das Denken und lenke es in die Richtung eines einzigen Menschen.

Liebe ist also eine Form der Besessenheit. Auch das hört sich zunächst plausibel an. Wer kennt es schließlich nicht, wie die Gedanken nur noch um einen Menschen kreisen. Doch diese Interpretation ist nicht nur einmal mehr reichlich spekulativ, sondern hat auch noch einen anderen Haken. Zwar spielt das Serotoninsystem nach allem, was man weiß, tatsächlich bei der Liebe eine Rolle. Aber nach einer Übersichtsstudie von 2009 ist nicht gesichert, dass der Serotoninspiegel von romantisch Verliebten immer sinkt.

Hormon der Bindung

Nach den stürmischen Monaten einer neuen Liebe gelangen Paare allmählich in ruhigere Gefilde. Hier kommt das Hormon Oxytocin zum Zuge. Produziert im Hypothalamus, wird es verstärkt in Phasen romantischer Bindung ausgeschüttet. Oxytocin sorgt für Vertrauen gegenüber anderen Menschen, bestimmt, welchen Menschen wir besonders attraktiv finden, und fördert die langfristige Paarbindung und die Treue. Nicht nur beim Menschen übrigens: Präriewühlmäuse neigen eigentlich zur Monogamie. Blockiert man allerdings die Ausschüttung von Oxytocin, wechseln die kleinen Nager den Partner häufiger.

Neurococktail der Liebe

 

Neurococktail der Liebe

Ist also in Sachen Liebe und Bindung alles eine Frage des richtigen Neurococktails im Gehirn? Und könnte man – zumindest theoretisch – mit Hilfe eines modernen Aphrodisiakums aus köpereigenen Opiaten und Oxytocin jemanden dazu bringen, sich in eine beliebige Person zu verlieben? Der Sozialpsychologe Manfred Hassebrauck von der Bergischen Universität Wuppertal glaubt das nicht. „Sie werden sich dann zwar ganz toll fühlen, verspüren auch mehr Energie und freuen sich. Aber ob Sie verliebt sind, ist eine komplett andere Geschichte.“ Dazu gehöre nämlich noch der kognitive Aspekt der Liebe. „Und eine Person, die wir wahrnehmen als eine, die unseren Wünschen entspricht.“ Die Biopsychologin Beate Ditzen sieht das ganz anders: „Wir haben zwar im Moment einen solchen Cocktail nicht.“ Tatsache sei aber auch, dass ein biologischer Cocktail in uns in einer bestimmten Dynamik das Gefühl der Verliebtheit auslöse. „Das ist die Konsequenz und nicht die Ursache“, glaubt hingegen Manfred Hassebrauck.

Was in der naturwissenschaftlichen Arbeit manchmal allzu schnell unter den Labortisch fällt: Liebe ist ein sehr komplexes Phänomen mit vielen Facetten. Stärker als in neurobiologischen Modellen spiegelt sich das in psychologischen wider. Ein sehr bekanntes stammt von dem Psychologen Robert Sternberg, die so genannte Dreieckstheorie der Liebe. Neben emotionalen und motivationalen Aspekten, die häufig die naturwissenschaftliche Arbeit dominieren, betont Sternberg auch einen kognitiven Aspekt. Er besteht in der rationalen Entscheidung, jemanden zu lieben und eine Bindung mit ihm einzugehen.
Auch viele naturwissenschaftlich orientierte Forscher sind sich im Grunde dieser Vielschichtigkeit von Liebe bewusst, die sich nicht so leicht unter künstlichen Laborbedingungen abbilden lässt. Liebe sei eine komplexe Empfindung, betonen etwa die Hirnforscher Andreas Bartels und Semir Zeki. Und es sei schwer, wenn nicht gar unmöglich, sie zu entwirren.

zum Weiterlesen:

Cacioppo, F et al: Social Neuroscience of Love. In: Clinical Neuropsychiatry 2012;9(1), S. 3 – 13.

(Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/)

gefunden auf dasgehirn.info, genauer „Liebe ist Biochemie – Und was noch?“ und Süchtig nach Liebe ; am 12.Oktober 2017, 20:17 Uhr (Deutschland).

Zudem eine Präsentation http://www.isf.uni-bremen.de/Die-Liebe[pdf-embedder url=“http://localhost/data_/2017/10/Die-Liebe.pdf“].pdf

 

 


 

 

 

 

 

 

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